Dienstag, 12. August 2014

An Tagen wie diesen...



Es ist zwar schon (oder noch) Montag (nee, doch schon Dienstag) aber ich muss unbedingt noch meine Gedanken zum Sonntag zu Papier bringen. Mein Laptop musste geladen werden, darum komme ich erst jetzt dazu.
Der gestrige Sonntag war ja der Besuchertag, und viel Eltern und Freunde kamen. Es war warm um nicht zu sagen heiß, alles in einer guten Stimmung und Atmosphäre.
Und so sollte der Tag ausklingen mit einem zünftigen Abendstammtreff in der Region d.h. zusammen mit den anderen Hamburger Stämmen. Kurz vor dem Abmarsch fing es leicht an zu regnen so dass wir unsere Regenjacken anzogen. Kaum angekommen und hingesetzt setzte heftiger Regen begleitet von richtig heftigem Wind. Alle Ranger blieben auf ihren Plätzen sitzen, keiner verließ seinen Platz, kein Geschrei, keine Panik. Die Leiter berieten sich kurz und brachen die Veranstaltung kurzerhand hab. Ihre Worte konnte man nicht verstehen obwohl sie direkt vor uns standen und uns ihre Entscheidung in Kasernenton-Lautstärke übermittelten. Ihre Gesten waren eindeutig.
Und so machten wir uns, Klappstühle, Hocker und Bänke tragend auf den ca. 200 Meter langen Rückweg. Und auch hier kein Geschrei, kein Rennen und Schubsen, militärisch ausgedrückt: es war ein geordneter Rückzug. Auf unserem Platz konnten wir trotz Dunkelheit und waagerecht! fallendem Regen erkennen was los war. Die große Plane, als Sonnenschutz vor unserer Großjurte als Sonnenschutz aufgespannt, hatte sich teilweise losgerissen und vollführte im Sturm einen lärmenden Tanz. Die überall wehenden Fahnen verursachten weiteren Lärm, dazu kam der auf die Zelte prasselnde Regen. Die Zeltplanen schlugen gegen die Zeltstangen und zwar so heftig, dass sie umzufallen drohten. Auch der Hauptmast der großen Jurte schwankte beachtlich. Und in diese Großjurte wollten sich nun über 50 bis auf die Haut durchnässte Ranger retten. Die Leiter bargen oder sicherten mit vereinten Kräften die losen Teile.
Unsere Großjurte hat zwar 8 Meter Durchmesser wird aber überwiegend zu Lagerung unseres Materials genutzt sie war also nicht leer. Auch hat sie natürlich keinen Lichtschalter mit dem man augenblicklich die ihr des nachts innewohnende Dunkelheit vertreiben kann. Minutenlang das zuckende Blitzlichtgewitter von Taschenlampen im Zelt bis wir unsere beiden großen Gaslamppen gefunden und angezündet hatten.
Welch ein Bild: Ringsum Leiter, die Zeltstangen festhielten und Wassersäcke im Zeltdach entleerten. Einige sicherten den großen Mast des Zeltes durch zusätzliche Häringe. Die Kinder saßen auf Bänken und Kisten. Um uns herum ein ohrenbetäubender Lärm, drinnen herrschte einigermaßen Ruhe. Auch jetzt keine Panik, kein Geschrei. Ab und zu ging einer der Leiter „vor die Tür“ um zu sehen was die anderen Zelte „machten“. Auch dort mußte einiges zurecht gezogen und gesichert werden.
Und dann…
haben wir gesungen. „Weine nicht wenn der Regen fällt, dam dam, dam dam, es gibt einen der zu dir hält. Dam dam, dam dam…. Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Gottes Liebe nicht. Alles, alles geht vor bei, doch er ist uns treu…“ Immer wieder sangen wir es, danach „Herr, Deine Gnade sie fällt auf mein Leben, so wie der Regen auf das Bundescamp fällt“. Immer, immer wieder.
Ich schwöre, ich habe in meiner 20-jährigen Rangerzeit diesen Stamm niemals mit größerer Inbrunst und lauterer Kehle singen hören. Selbst die notorischen „Nicht-Mitsinger“ waren dabei!
Langsam machte sich eine geradezu heitere Stimmung breit. Die wurde noch gesteigert durch kreisende Chips- und Lachgummitüten. Jemand machte heißen Tee.
Das Wetter hatte sich inzwischen beruhigt. Nach und nach verzogen sich alle in die Schlafsäcke, die teilweise nass geworden waren. Meiner auch. Aber nur  äußerlich. Eine Welle von Hilfsbereitschaft brach sich Bahn. Mir wurde eine trockene Isomatte und Wolldecken angeboten, die ich dankend annahm.
An Tagen wie diesen… weiß man warum man Ranger geworden ist (oder man verwünscht den Tag an dem man sich dafür entschieden hat ;-)).
Auf jeden Fall weiß man, dass man eine wirkliche Berufung braucht um Ranger-Leiter zu sein.
Ich denke, dieser Tag hat unseren Stamm geprägt, ihn zusammen wachsen lassen. Die Leiter haben gut geleitet, die Rangers haben ein Vertrauen gezeigt, dass durch gute und gepflegte Beziehungen gewachsen ist. Ich bin sicher, dass einige Rangers in 50 Jahren ihren Enkeln erzählen werden: 2014 war ich auf dem 3. Bundescamp…." Und vielleicht werden sie ihre Geschichte so beenden: "und ich bin dabei gewesen“.
Und ich bin auch dabei gewesen!
Bitte verzeiht, dass wir in der Situation keine Fotos gemacht, wir hatten gerade keine Hand frei… 

2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Ranger aus der Elim,

    danke für eure Berichte im Blog. Hoffentlich irren die Wetterfrösche. Wir beten für trockenes Wetter und wünschen euch tolle Tage.
    LG
    B.O. aus HH

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  2. Hallo Willi, hallo Rangers,
    Ihr erlebt ja wahrhaftig aufregende Zeiten. Aber hoffentlich geht es nicht jeden Tag so dramatisch zu wie am Sonntagabend. Auch wenn euch bei entsprechender Erhörung so manches weitere Erlebnis zum Weitererzählen an die Enkel vieleicht vorenthalten bleibt, beten wir weiter für gutes Wetter für das Camp. - Danke, dass Ihr uns an euren Erlebnissen teilhaben lasst. Viele Grüße und weiterhin tolle Erfahrungen und eine super Gemeinschaft! Donald und Claudia

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